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Kriminalpräventive Wirkung von Anti-Korruptionsprogrammen (II)

Ein Forschungsprojekt gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

In Ländern wie China, Indien und Russland sind Anti-Korruptionsprogramme besonderen Herausforderungen ausgesetzt. Korruption gilt hier in Behörden und in vielen Alltagssituationen als relativ verbreitet. Die Mitarbeiter von Unternehmen sind daher in diesen Ländern besonderen Spannungen zwischen der korruptionsbelasteten Landeskultur und der Anti-Corruption Policy Ihres Unternehmens ausgesetzt.

Nachdem sich die Bedeutung der Unternehmenskultur für den Erfolg eines Compliance-Management-Systems nachweisen lies, soll nunmehr der Einfluss korruptionsbelasteter Landeskulturen auf die Wirksamkeit unternehmenseigener Anti-Korruptionsprogramme untersucht werden.
Es ist davon auszugehen, dass Wechselwirkungen zwischen der jeweiligen korruptionsanfälligen Landeskultur, der dortigen Alltags- und Berufspraxis sowie der Präventionswirkung von Compliance-Systemen vorliegen.

Befragungsdaten der Vorstudie weisen darauf hin, dass es deutschen Unternehmen durchaus gelingt, die im eigenen Land etablierten werte-basierten Compliance-Systeme auf Niederlassungen im Ausland zu übertragen. Allerdings sind dabei auch Wirkverluste des Anti-Korruptionsprogramms festzustellen. Worauf diese Wirkverluste zurückzuführen sind, konnte allerdings auf Grundlage der bereits gewonnenen Daten nicht geklärt werden. Ein starker landeskultureller Effekt wird vermutet.

Diese von der DFG geförderte Studie beabsichtigt daher, die Wirksamkeit von Anti-Korruptionsprogrammen sowie der Unternehmenskultur unter Berücksichtigung unterschiedlich korruptionsbelasteter Landeskulturen aufzuzeigen.

Das Projekt beabsichtigt nunmehr dezidiert den Einfluss der Landeskultur und des Lebens- und Berufsalltags der jeweiligen Regionen auf ein Unternehmen zu untersuchen. Auf diese Weise wird ein weiteres Kapitel in der Korruptionsforschung aufgeschlagen:

  • Wie sehr beeinflusst die jeweilige Landeskultur die Akzeptanz des eigenen Anti-Korruptionsprogramms, Einstellungen gegenüber korrupten Geschäftspraktiken und die Bereitschaft zur informellen Sozialkontrolle untereinander und zum Whistleblowing mittels Hinweisgebersystemen?
  • Mit welchem Erfolg kann es Unternehmen in anderen Kulturkreisen gelingen, ihre Mitarbeiter gegen Korruption zu immunisieren und das eigene Anti-Korruptionsprogramm nachhaltig zu unterstützen?

Die Forschungsfragen sollen am Beispiel einer Stichprobe aus der berufstätigen Bevölkerung von Unternehmen in Russland, China. Indien und Deutschland als Referenzland untersucht werden.

Bei der telefonischen Befragung wird auf ausgewählte validierte Erhebungsinstrumente aus der Vorstudie zurückgegriffen, die durch korruptionsrelevante Dimensionen aus der internationalen Kulturforschung und durch Fragen zur landesüblichen Alltags- und Berufspraxis ergänzt werden.

Projektteam

Wissenschaftliche MitarbeiterInnen

Sebastian Oelrich, M.Sc. LL.M.oec.

Andreas Schroth, Dipl-Soz.

Ass. iur. Nicole Selzer

Wissenschaftliche Hilfskräfte

Miguel Veljovic

Franz Goerts

Anne-Sophie Langner

Saskia Schneider

Ehemalige wissenschaftliche MitarbeiterInnen

Dr. Sven Grüner

Arne Boldt, M.A.

Publikationen

2020: Bussmann, Kai-D./ Oelrich, Sebastian/ Schroth, Andreas/ Selzer, Nicole, The internal and external crime preventive effects of compliance management systems and corporate culture, Springer-Verlag GmbH Deutschland, Berlin (voraussichtlich Winter 2020)

2018: Bussmann, Kai-D./ Selzer, Nicole/ Grüner, Sven, Kriminalpräventive Wirkung von Anti-Korruptionsprogrammen - Deutsche Großunternehmen im Spannungsfeld zwischen Landes- und Unternehmenskultur. K. Boers & M. Schaerff (Ed.), Kriminologische Welt in Bewegung, Neue Kriminologische Schriftenreihe der Kriminologischen Gesellschaft e.V.; Band 117, S. 243-254.
http://www.krimg.de/drupal/node/4   

Vorträge

"The effectiveness of company measures to prevent corruption: a cross cultural study", 75. Annual Meeting of the American Society of Criminology, San Francisco, USA, 13.-16. November 2019.
Corporate values as a means to combat corruption in business. A cross-national perspective. 19. Annual Conference of the European Society of Criminology, Ghent, Belgium, 18.-21. September 2019.
"On the effectiveness of corporate anti-corruption programs despite widespread corruption: a cross-cultural analysis", 19. Annual Conference of the European Society of Criminology, Ghent, Belgium, 18.-21. September 2019.
Zum Einfluss von Unternehmenskultur und Compliance Maßnahmen auf Korruptionsrisiken. 16. Wissenschaftliche Fachtagung der Kriminologischen Gesellschaft, Wien, 05. – 07. September 2019
Zur Diffusionswirkung von Unternehmenskulturen auf die Ablehnung von Korruption im Landeskontext/Alltag: Eine Vier-Länderstudie. 16. Wissenschaftliche Fachtagung der Kriminologischen Gesellschaft, Wien, 05. – 07. September 2019
“The Effectiveness of Anti-Corruption Programs at the Interface between Corporate and National Culture in China, Russia, India, and Germany", 74. Annual Meeting of the American Society of Criminology, Atlanta, USA, 14.-17. November 2018.
"The Socialisation Effects of Corporate Culture - Comparison of China, Russia, India and Germany", 18. Annual Conference of the European Society of Criminology, Sarajevo, Bosnien und Herzegowina, 29. August - 01. September 2018.
"Kriminalpräventive Wirkung von Anti-Korruptions-Programmen – Deutsche Großunternehmen im Spannungsfeld zwischen Landes- und Unternehmenskultur", 15. Tagung der Kriminologischen Gesellschaft, Münster, 28.-30. September 2017.
"The Effectiveness of Anti-Corruption Programs in the Area of Conflict between Corporate and National Culture in China, Russia, and India", 17. Annual Conference of the European Society of Criminology, Cardiff, UK, 13.-16. September 2017.

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